HENRIKE NAUMANN
DDR NOIR: SCHICHTWECHSEL
09.11.2018–06.01.2019
Eröffnung am 08.11. ab 19 Uhr
mit einer Performance von Wilhelm Klotzek
kuratiert von Lena Johanna Reisner
Die Ausstellung DDR NOIR: Schichtwechsel inszeniert eine Begegnung zwischen sozialistischem Realismus und postmodernem Design. Am Beispiel des Werkes von Karl Heinz Jakob (*1929, †1997, Zwickau) untersucht Henrike Naumann den gesellschaftlichen Umgang mit der Kunst der ehemaligen DDR. Die Malereien des sächsischen Künstlers setzt sie in Dialog mit ihren eigenen, begehbaren Möbelinstallationen.
Die Galerie im Turm wurde 1965 als Ausstellungsort des Verbandes Bildender Künstler der DDR gegründet, bevor sie 1990 als kommunale Galerie in die Verwaltung des Bezirkes überging. Karl Heinz Jakob, der Großvater der Künstlerin, war selbst ein prominentes Mitglied des Verbandes und im Rahmen von Arbeitsaufenthalten auch in anderen sozialistischen Staaten tätig. Um die Karriere ihres Mannes zu unterstützen, entschied sich Sigrid Jakob indessen gegen ein Studium der bildenden Kunst und wurde Schaufensterdekorateurin bei der Handelsorganisation der DDR.
Henrike Naumann entwirft raumgreifende Installationen aus Einrichtungsgegenständen, Accessoires und Möbeln im Memphis-Stil, die Anfang der 1990er Jahre in der Regel als günstige Imitate die ostdeutschen Märkte überschwemmten. Sie stellt darin eine Alltagsästhetik zur Schau, welche die Wohnzimmer der Nachwendezeit in den Neuen Bundesländern prägte und ein zeitliches Davor und Danach als Stilfrage scharf voneinander trennte. Im Dialog mit den Malereien ihres Großvaters schafft Naumann eine beinahe unmögliche, in jedem Fall anachronistische Konstellation zwischen Gesellschaftsstudie und Familienaufstellung. Was eigentlich passiert mit Staatskunst und ihren Protagonisten im Moment, in dem der sie legitimierende Staat zerfällt, und andere Narrative, Referenzen wie internationale Relationen die Deutungshoheit übernehmen?
Diese Ausstellung ist Sigrid Jakob (*1931, †2018) gewidmet.
The exhibition DDR NOIR: Schichtwechsel stages an encounter between socialist realism and postmodern design. Drawing on the example of the work of Karl Heinz Jakob (*1929, †1997, Zwickau), Henrike Naumann investigates society‘s relationship with art from the former GDR. She sets paintings by the artist from Saxony into dialogue with her own, walk-through furniture installations.
Galerie im Turm was established in 1965 as the exhibition space of the GDR‘s Guild of Artists (Verband Bildender Künstler der DDR), before being integrated into the local administration as a municipal gallery in 1990. Karl Heinz Jakob, the grandfather of the artist, was himself a prominent member of the Guild, and was also active in other socialist states as a part of work-stay programmes. In order to support the career of her husband, Sigrid Jakob meanwhile decided against studying art and became a window dresser for the trade arm of the GDR.
Henrike Naumann creates expansive installations out of items of furniture, accessories and interior fittings in the ’Memphis’ style, which flooded East German markets at the beginning of the 1990s, largely in the form of cheap imitations. Through this, the artist showcases a particular aesthetic of the everyday that characterised lounge rooms of the newly federated states of Germany, separating that which preceded and that which followed reunification along the lines of style. In dialogue with the paintings of her grandfather, Naumann generates a constellation that, if not unfeasible, is certainly anachronistic, falling between social study and family therapy. What happens to state-funded art and its protagonists in the moment the state that once legitimised both collapses, leaving other narratives, references and international relations to assume control of the construction of meaning?
This exhibition is dedicated to Sigrid Jakob (*1931, †2018).
VERANSTALTUNGEN
So, 02.12.18, 17 Uhr:
Künstlerinnengespräch mit Henrike Naumann (de) mit Kaffee und Adventsgebäck
BILD 1-12: Henrike Naumann, DDR Noir: Schichtwechsel, Installationsansichten Galerie im Turm, Courtesy Nele Jakob, Daniel Jakob, Henrike Naumann und KOW Berlin, Fotos: Eric Tschernow
BILD 13: Karl Heinz Jakob, Portraitstudie (Kumpel), 1961
Mit freundlicher Unterstützung der Senatsverwaltung für Kultur und Europa: Ausstellungsfonds Kommunale Galerien, Fonds Ausstellungsvergütungen für bildende Künstlerinnen und Künstler sowie der Projektförderung des Bezirkes Friedrichshain-Kreuzberg.