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Slow Motion

Lola Arias

26. Nov–23. Jan 22

Der Anti-Age-Kapitalismus vermittelt uns, dass das Alter etwas ist, das es zu bekämpfen, zu eliminieren oder im besten Fall zu verstecken gilt. Wir werden alt und außerhalb der Sichtweite der produktiven Gesellschaft in mehr oder weniger luxuriöse Abstellplätze verfrachtet. Die Pflegearbeit wird an prekär beschäftigte Arbeitskräfte ausgelagert, die durch mühsame Wartungsarbeiten am Leben erhält.

Pfleger:innen besitzen Wissen über das Altsein und Älterwerden, das häufig unsichtbar bleibt und aus dem Bewusstsein der Gesellschaft verschwindet. In ihrem täglichen körperlichen und zwischenmenschlichen Umgang mit alten Menschen müssen sie zwischen Effizienz und Bedürfnissen balancieren: Eine Person baden, ihr aus dem Bett heraushelfen, sie umziehen, sich unterhalten, die Schulter berühren.

Zwei Jahre lang interviewte die Künstlerin Lola Arias Pflegekräfte, Soziolog:innen, Stadtplaner:innen, Gerontolog:innen und ältere Menschen zu den Themen Alter und Pflege, generationenübergreifende Wohnprojekte, Alter und Sexualität. Das Ergebnis dieser Recherche war das Theaterstück Ich bin nicht tot und der Kurzfilm Far away from Russia. Im Zentrum dieser Ausstellung steht ein futuristischer Anleitungsfilm, in dem Pflegekräfte und alte Menschen ihre alltäglichen Routinen demonstrieren; eine Choreografie der Beziehungen zwischen Pfleger:innen und pflegebedürftigen Menschen.

Slow Motion ist der fünfte Teil der Ausstellungsreihe MY WORKING WILL BE THE WORK. on self/care, labour and solidarity, kuratiert von Linnéa Meiners und Jorinde Splettstößer.

Über die Künstler*in

Lola Arias ist eine Multimedia-Künstlerin aus Argentinien. Sie bringt Menschen, die einem bestimmten Kollektiv oder einer sozio-historischen Gruppe angehören – beispielsweise Kriegsveteran:innen, ehemalige Kommunist:innen oder Migrant:innenkinder – in Formaten wie Theater, Film, Literatur, Musik und bildender Kunst zusammen. In Arias‘ Werken treten sie als die Person auf, die sie sind. Gleichzeitig stellen sie sich selbst im vorgegebenen Kontext dar.
Arias‘ Werke entstehen aus prozessorientierten Kollaborationen, die historische Ereignisse, kollektive Erfahrungen und deren Auswirkungen auf Generationen, Gesellschaft und das Individuum verhandeln. An der Schnittstelle von Realität und Fiktion schafft Arias intime Arbeiten, die die Unbeständigkeit und Fragilität unserer eigenen Biografien und unsere zwangsläufig ungelöste Beziehung zu sozialen und politischen Realitäten widerspiegeln.

Seit 2007 wurden Arias dokumentarischen Theaterproduktionen und Re-Enactments unter anderem beim Festival d’Avignon, den Wiener Festwochen, dem Théâtre de la Ville in Paris, dem Museum of Contemporary Art Chicago, dem Royal Court Theatre in London und dem Maxim Gorki Theater in Berlin aufgeführt. Darüber hinaus hat Arias mehrere Ausstellungen, Dauerperformances und Vortragsreihen durchgeführt. In ihrer Ausstellung Stunt Double im Monumento a las Víctimas del Terrorismo de Estado im Jahr 2016 wurden in vier verschiedenen Installationen die letzten vierzig Jahre der argentinischen Sozial- und Politikgeschichte nachgestellt. Seit 2012 kuratiert sie My Documents, einen Lecture-Performance-Zyklus über persönliche Archive. Im Jahr 2017 realisierte sie Ways of Walking with a Book in Your Hand, ein ortsspezifisches Projekt für Leser:innen in Bibliotheken und öffentlichen Räumen. Ihr erster Spielfilm Theatre of War aus dem Jahr 2018 erhielt mehrere Preise und wurde für das 68. Forum der Berlinale ausgewählt.

Lola Arias‘ Website

Team

KURATORINNEN Jorinde Splettstößer und Linnéa Meiners
PRODUKTIONSLEITUNG Carolina Redondo
ÖFFENTLICHKEITSARBEIT Helen-Sophie Mayr
PROJEKTMITARBEIT Dani Hasrouni
AUFBAUTEAM Claudio Aguirre, Juan Manuel Blanco, Rachel B. McCollum, Danilo Cozzi, Felipe Monroy
ÜBERSETZUNG Gegensatz Translation Collective
GALERIEAUFSICHT Ferdinand Gieschke

 

TEAM LOLA ARIAS COMPANY

PRODUKTION Laura Cecilia Nicolás
KONZEPT Mikko Gaestel
TECHNISCHE LEITUNG Matías Iaccarino
DESIGN José Delano
PRODUKTIONSASSISTENZ Bibiana Mendes

Die Kuratorinnen möchten sich bedanken bei dem Team der Galerie im Turm und dem Kunstraum Kreuzberg/Bethanien, namentlich: Stéphane Bauer, Sofía Pfister, Serkan Sevincli, Josef Stöhr, sowie dem Team der Aufsichten.

Gefördert von der Senatsverwaltung für Kultur und Europa: der spartenoffenen Förderung, Präsentationsförderung, Ausstellungsfond Kommunale Galerien und Fonds Ausstellungsvergütung für bildende Künstlerinnen und Künstler.

Die Galerie im Turm ist eine Einrichtung des Bezirksamts Friedrichshain-Kreuzberg.