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Der Raum überwindet Zeit und Mensch

Andrea Pichel, Daniel Gustav Cramer, Maxime Jean-Baptiste, Audrey Jean-Baptiste, Ipek Burcak

2. Mrz–30. Apr 23

Eröffnung: 1. Mrz 23

Die Ausstellung Der Raum überwindet Zeit und Mensch entlehnt ihren Titel dem Kupferrelief Der Mensch überwindet Zeit und Raum (1971) von Walter Womacka an der Südost-Seite vom Haus des Reisens, einem 18-stöckiges DDR-Gebäude in unmittelbarer Nähe vom Alexanderplatz. Das vierundzwanzig Meter breit und fünf Meter hohen Relief ist eingerahmt von planetarischen Motiven wie Wasser, Vögeln und Baumästen. Im Zentrum sind die drei Köpfe von eine*r Kosmonaut*in und zwei Menschen zu sehen, deren Blicke und dynamischen Gesten in die obere linke Ecke des Bildes weisen, wo ein lodernder Sonnenmond abgebildet ist.

Vom Alexanderplatz entlang der Karl-Marx-Allee Richtung Galerie im Turm befinden sich weitere ikonografische Elemente, wie eine Skulptur des sowjetischen Satelliten Sputnik auf dem Dach des Café Moskaus, die auf das sogenannte Weltraumzeitalter Mitte des 20. Jahrhunderts verweisen. Der Titel des Reliefs fasst das menschenzentrierte Selbstverständnis dieser Zeit zusammen, das auf dem Glauben an technologischen Fortschritt und Wachstum beruhte – ein Selbstverständnis, das bis heute anhält.

Die in dieser Ausstellung versammelten künstlerischen Arbeiten beziehen sich direkt oder indirekt auf diese historische Periode, um verborgene Narrative jenseits der vorherrschenden Geschichtserzählung sichtbar zu machen und deren Relevanz für die Gegenwart aufzuzeigen. In dieser Hinsicht ist die Umstellung des Titels ein Versuch, die Ordnungshierarchie von Raum und Zeit auf den Kopf zu stellen und mit einer menschenzentrierten Zukunftsvision zu brechen.

Der Raum überwindet Zeit und Mensch ist der erste Teil der Ausstellungsreihe Schwindel – (außer)irdische Weltenentwürfe zwischen Realität und Fiktion.

 

BEGLEITPROGRAMM

Spaziergang und Führung
vom Haus des Reisens zur Galerie im Turm
mit Ipek Burçak und Johanna Janßen
26. März und 29. April 2023, 16–18 Uhr

Workshop in einfacher Sprache
immer weiter mit dem F3_kollektiv
5. April 2023, 15–17 Uhr

Filmvorführung und Künstler*innengespräch
Robotron – A Tech Opera (2018–2022)
von und mit Nadja Buttendorf
27. April 2023, 19–21 Uhr

Ipek Burçak, „What if the externalities came to life“, 2023; Installationsansicht; Foto: Eric Tschernow
Daniel Gustav Cramer, „Laika“, 2020, Ipek Burçak, „What if the externalities came to life“, 2023; Installationsansicht; Foto: Eric Tschernow
Andrea Pichl, „Hoch hinaus“, 2023, Ipek Burçak, „What if the externalities came to life“, 2023; Installationsansicht; Foto: Eric Tschernow
Andrea Pichl, „Hoch hinaus“, 2023; Installationsansicht; Foto: Eric Tschernow
Daniel Gustav Cramer, „Untitled“, 2010, Ipek Burçak, „What if the externalities came to life“, 2023; Installationsansicht; Foto: Eric Tschernow
Audrey und Maxime Jean-Baptiste, „Listen to the beat of our images“, 2021, Ipek Burçak, „What if the externalities came to life“, 2023, Daniel Gustav Cramer, „John“, 2020
; Installationsansicht; Foto: Eric Tschernow
Audrey und Maxime Jean-Baptiste, „Listen to the beat of our images“, 2021, Daniel Gustav Cramer, „John“, 2020
; Installationsansicht; Foto: Eric Tschernow
Ipek Burçak, „What if the externalities came to life“, 2023, Audrey und Maxime Jean-Baptiste, „Listen to the beat of our images“, 2021; Installationsansicht; Foto: Eric Tschernow

Über die Kunst­schaffenden

IPEK BURÇAK lebt und arbeitet in Berlin.
Ipek Burçak arbeitet multimedial mit Video, Skulptur, Neue Medien und Performance. Burçaks Praxis erforscht die Verflechtungen zwischen menschlichen und nicht-menschlichen Wesen, dem sozialen/öffentlichen Raum und Neurodiversität. In ihren Installationen sucht sie nach einer Ästhetik, die mit der glatten digitalen Bildsprache bricht.
Ipek Burcak ist zusammen mit Eren İleri Mitbegründerin des in Wien (Österreich) und Berlin ansässigen Verlags Well Gedacht Publishing, der Publikationen in Kollaboration mit Künstler*innen aus diasporischen Communities herausbringt. Sie war Teilnehmerin des Goldrausch Künstlerinnenprojekts 2022.

DANIEL GUSTAV CRAMER lebt und arbeitet in Berlin.
Die Arbeiten von Daniel Gustav Cramer entwickeln sich als fortlaufende Sammlungen, die menschliche Bedingungen beschreiben. Die Konstellationen aus Fotos, Texten und Skulpturen, die dabei entstehen, befragen individuelle Zeiterfahrungen und kollektive Sprach- und Bildbildung sowie kontingente Erzählformen.
Zu den jüngsten Einzelausstellungen von Daniel Gustav Cramer gehören Portraits (2021) bei Vera Cortes, Lissabon (Portugal) und Two Works (2020) im Musée d’Aurillac (Frankreich). Seine Arbeiten wurden zudem auf der MANIFESTA 14 in Pristina (Kosovo) und auf der dOCUMENTA(13) in Kassel präsentiert.

AUDREY JEAN-BAPTISTE UND MAXIME JEAN-BAPTISTE leben und arbeiten zwischen dem Burgund (Frankreich), Brüssel (Belgien) und Französisch-Guyana.
Zu den Schwerpunkten der künstlerischen Praxis der Geschwister Audrey Jean-Baptiste and Maxime Jean-Baptiste gehört die Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Formen und Sichtbarwerdungen von Traumata, verursacht durch westliche Kolonialisierung. Dazu spüren sie Repräsentation individueller Erinnerungen und kollektiven Gedächtnisses in Archiven auf und bedienen sie Methoden des Reenactments, um sie neu zu verhandeln.
Ihr gemeinsamer Film Listen to the Beat of Our Images (2021) wurde mehrfach ausgezeichnet und u. a. beim CPH:DOX (Dänemark), Hotdocs (Kanada), ISFF Clermont-Ferrand (Frankreich) und Sundance Film Festival (USA) gezeigt. Außerdem wurde er in der Kategorie Bester Kurzdokumentarfilm für den französische Filmpreis César 2023 nominiert.

ANDREA PICHL lebt und arbeitet in Berlin.
Andrea Pichls künstlerische Praxis reicht von Skulpturen im öffentlichen Raum über raumgreifenden Installationen bis hin zu Buntstift-Zeichnungen. Häufig greift sie darin Bezüge zur architektonischen Nachkriegsmoderne und dem DDR-Städtebau auf oder befasst sich mit Innenräumen, wie jenen der Stasizentrale.
Zu Pichls letzten Einzelausstellungen zählen u.a. ihre Präsentationen in der Schwartzsche Villa (2022) und im Brandenburgisches Landesmuseum für moderne Kunst (2019). In diesem Jahr plant sie die Installation von einer permanenten Skulptur vor der Kunsthalle Rostock. Die Ausstellung Worin unsere Stärke besteht. Fünfzig Künstlerinnen aus der DDR, die von September bis Oktober 2022 im Kunstraum Kreuzberg/Bethanien zu sehen war, ist Pichls jüngstes kuratorisches Projekt.

Team

KURATORIN: Johanna Janßen
PRODUKTIONSLEITUNG: Carolina Redondo
PRODUKTIONSTEAM: Carlos Busquets und Santiago Mac-Auliffe
GALERIEAUFSICHT: J. Ferdinand Gieschke und Daniela Schoepe

Die Kuratorin möchte sich bei dem Team der Galerie im Turm und dem Kunstraum Kreuzberg/Bethanien für die Unterstützung bedanken, namentlich: Dani Hasrouni, Helen-Sophie Mayr, Leslie Münz, Josef Stöhr, Sofía Pfister, Stéphane Bauer sowie dem Team der Aufsichten.

Bild: Ipek Burçak

Gefördert durch die Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt: der Spartenoffenen Förderung, dem Ausstellungsfonds Kommunale Galerien und Fons Ausstellungsvergütung für bildende Künstler*innen.

Die Galerie im Turm ist eine Einrichtung des Bezirksamts Friedrichshain-Kreuzberg.