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MY WORKING WILL BE THE WORK. on self/care, labour and solidarity

Ausstellungsreihe 2020 – 2022

10. Dez–31. Dez 20

An die Revolution glauben.
Nägel in die Wand hauen.
Den Boden schrubben.
Richtig genervt sein.
Solidarisch handeln.
Keine Zeit mehr für Demos haben.
An der Erinnerung arbeiten.
Nach dem Schredder suchen.
Barrieren finden.
Weinen.
Zusammen essen.
Blaue Steine baden.
Reden, reden, reden.
Eine Künstlerin beim Arbeiten filmen.
Fahnenstangen für Banner tischlern.
Heruntergefallene Plastikteller wieder ankleben.
Ein Feuer entzünden.

 

Im Maintenance Art Manifesto erklärt Mierle Laderman Ukeles: „MY WORKING WILL BE THE WORK”. Sie erklärt ihre eigene Position als Mutter und die damit verbundenen Tätigkeiten zu Kunst. Die US-amerikanische Konzeptkünstlerin und Pionierin feministischer Institutionskritik formulierte 1969 die Idee der Maintenance – des Erhaltens, Bewahrens und Pflegens. Dieser Gegenentwurf zum kapitalistischen und männlich konnotierten Wachstums- und Innovationsnarrativ birgt weiterhin eine ungeheure Kraft. Ukeles‘ Aktionen zeigen, dass vor allem prekarisierte Menschen Erhaltungsarbeiten verrichten. Grundsätzlich hat sich daran nichts geändert: Gesellschaftliche Konstrukte wie soziales Geschlecht, Klasse und Race sind nach wie vor zentral für die Verteilung und Anerkennung von Arbeit und für die Ausbeutung von Arbeitskraft.

Diese Ausstellungsreihe widmet sich der Frage nach dem Stellenwert, den heutige kapitalistische Gesellschaften der Arbeit des Sorgens, Pflegens und Erhaltens beimessen. Worum muss sich – angesichts der verheerenden sozialen, politischen, ökologischen und pandemischen Lage – eigentlich gesorgt werden und was muss entsorgt werden? Während viele Menschen Wohlergehen und Gerechtigkeit hart erkämpfen müssen, werden Machtansprüche weiter umsorgt und strukturell erhalten. Wäre es nicht an der Zeit, kapitalistische Gepflogenheiten zu zerstören und stattdessen die Umbrüche der Verhältnisse zu pflegen?

Gleichheit und sozialer Aufstieg innerhalb der strukturellen Misere sind Teil von neoliberalen Illusionen. Der Imperativ eines unternehmerischen, ‚gesunden‘ und ‚erfolgreichen‘ Lebens schreibt sich in pandemischen Zeiten höchster menschlicher Verwundbarkeit fort und verlangt permanent Opfer – der Kampf um Arbeit bleibt ein Kampf um’s (Über-)Leben.

In dem zweijährigen Programm MY WORKING WILL BE THE WORK. on self/care, labour and solidarity in der Galerie im Turm wird künstlerische Arbeit als eine Praxis der Solidarität und der Beteiligung am gemeinschaftlichen Aufbau einer anderen Zukunft verstanden. In sechs Ausstellungen werden Positionen gezeigt, die etablierte Konzepte von Arbeit infrage stellen und patriarchale, koloniale und kapitalistische Prinzipien nicht umsorgen.
Das F3_kollektiv vermittelt die Reihe durch Workshops in Einfacher Sprache. Die Arbeitsprozesse rund um die Galerie im Turm begleitet die Dokumentarfilmerin Alexandra Weltz-Rombach. In Lesezirkeln, Workshops, Künstler:innengesprächen, Performances und Diskussionsveranstaltungen wird das Verhältnis von Arbeit, Kunst und solidarischer Praxis in der Gegenwart beleuchtet.

 

AUSSTELLUNGEN DER REIHE

10. Dez 20 – 28. März 21
Hands Full of Air
Monilola Olayemi Ilupeju

12. April – 27. Juni 21
The End of the Fucking Work
Varvara Stepanova, Kathrin Lemcke, Natasha A. Kelly, Wayne Hodge, Harun Farocki, Anna Borgman und Candy Lenk

8. Juli – 12. Sep 21
Liebe und Erschöpfung
Anike Joyce Sadiq und Konstanze Schmitt

23. Sep – 14. Nov 21
Revolting Spines and Shivering Chains
Romily Alice Walden, Bini Adamczak, Rüzgâr Buşki, Jesse Darling, Julia Lübbecke und Laura Fong Prosper

26. Nov 21 – 23. Jan 22
Slow Motion
Lola Arias

3. Feb – 17. April 22
MAROPENG
Lerato Shadi

Team

KURATORINNEN: Jorinde Splettstößer und Linnéa Meiners

ILLUSTRATION: Hayley Wall

BETEILIGTE:
Monilola Olayemi Ilupeju, Mayra A. Rodríguez Castro, Blueblood, Varvara Stepanova, Kathrin Lemcke, Natasha A. Kelly, Wayne Hodge, Harun Farocki, Anna Borgman & Candy Lenk, Irène Mélix & Antje Meichsner von Cindy Cat, Anike Joyce Sadiq, Konstanze Schmitt, Romily Alice Walden, Bini Adamczak, Rüzgâr Buşki, Jesse Darling, Julia Lübbecke, Laura Fong Prosper, Sabuha Salaam, Sarı kantoron, Magdalena Emmerig, Maria VMier, Lola Arias, Dita Rita Scholl, Veronika Darian, Susanne Martin, Aljoscha Begrich, Inna Koch, Judit Marach, Lerato Shadi, Lemohang Jeremiah Mosese, Memory Biwa, Robert Machiri, Alexandra Weltz-Rombach, F3_kollektiv u.v.m.

Gefördert von der Senatsverwaltung für Kultur und Europa: der spartenoffenen Förderung, Präsentationsförderung, Ausstellungsfond Kommunale Galerien und Fonds Ausstellungsvergütung für bildende Künstlerinnen und Künstler.

Die Galerie im Turm ist eine Einrichtung des Bezirksamts Friedrichshain-Kreuzberg.