
HOLE*Y MAGIC
Alicia Agustín, Pêdra Costa, Mary Maggic & Lauryn Youden
8. Mai–17. Aug. 25
Eröffnung: 07. Mai 19:00
holey (EN) – löchrig: einen Ein- und Ausgang ermöglichend
holy (EN) – heilig: zu einer göttlichen Macht gehörend, ihr entspringend oder mit ihr verbunden
Reinheit, Heilung und Reinigung sind zentrale Themen in den Praktiken der New Age-Magie. Tarot-Lesende legen ihre Decks über Nacht neben einen klaren Quarzkristall, und Astrolog*innen zünden in ihren Räumen bei Vollmond weiße Kerzen an, um diese von ungewollten Energien zu reinigen. Zaubernde, die Portale zur spirituellen Welt öffnen, versiegeln diese mit Salzkreisen, um „Schattenenergien“ fernzuhalten. Diese Rituale schließen notwendigerweise jene aus, die als befleckt, krank oder verdorben gelten. Somit wird Unreinheit zu einer Bedrohung, die es abzuwehren gilt.
Die Gefahr durch Unreinheit reicht weit über den Bereich des Magischen hinaus und geht oft von Durchgängen aus: Öffnungen, durch die Verunreinigungen eindringen oder entweichen können, müssen daher sorgfältig bewacht werden. Das Kontrollieren und Überwachen von holes hinsichtlich ihrer Reinlichkeit kann eine persönliche Aufgabe sein – etwa im Hinblick auf unsere Körperöffnungen –als auch eine gesellschaftliche, beispielsweise in Bezug auf Grenzübergänge.
Die Fetischisierung der Makellosigkeit kann eine Gefahr für diejenigen darstellen, die von der dominanten Gesellschaft als unrein kategorisiert werden. Aktivist*innen und Theoretiker*innen aus marginalisierten sozialen Positionen lehnten diese Ideologie ab, indem sie die sozialen Merkmale der Verunreinigung für sich zurückeroberten. „Schmutzige“ Konzepte wie Schund, Obszönität oder Perversion wurden als Zeichen der Zugehörigkeit und Freude angenommen – insbesondere in queeren Subkulturen, etwa durch Aktionen wie Kiss-ins oder dem Zelebrieren einer trashigen Mode.
Durch die Ausweitung der zeitgenössischen Kultur auf profitorientierte digitale Plattformen werden Konzepte von Wahrhaftigkeit oder Authentizität weiter verzerrt. TikTok-Hexen, ebenso wie Wahrsagende auf der Straße, werden oft mit Abzocke und Betrug in Verbindung gebracht. Die Wahrnehmungen dessen, was als vertrauenswürdig gilt, beruhen dabei häufig auf Rassismus, Sexismus und Klassismus.
Die Künstler*innen in HOLE*Y MAGIC kritisieren das Aufsetzen des Heiligenscheins, wie es häufig bei Praktizierenden der New Age-Magie und westlichen Esoterik zu beobachten ist. Dabei fordern sie die inhärent eurozentrischen und aneignenden Strukturen dieser Kategorien heraus und lehnen das koloniale Erbe des moralischen Puritanismus ab, das auch spirituelle Traditionen geprägt hat.
Die Installationen von Agustín, Costa, Maggic und Youden kombinieren Magie mit queeren Strategien der Närrischkeit, Ironie, des Pessimismus und Dramas und stellen die Beziehungen zwischen dem Magischen und unseren politischen, technologischen sowie wirtschaftlichen Realitäten greifbar dar. So bieten ihre Kunstwerke – sei es durch Risse im Asphalt oder jene in unseren Handybildschirmen – Momente tiefer Verbundenheit mit dem Spirituellen und der Natur, mit dem Schatten und dem Licht.
Veranstaltungsprogramm:
Eröffnung
7. Mai, 19 Uhr
Mikroplastisches Karaoke
Mit (Esotussi AKA) Blümchen, (Soft Fantasy AKA) Brain Plastic, & (Fenek Sélavy AKA) Bodyglitta
21. Juni., 19 Uhr (EN/DE)
Sonnenwende Tarot-Lesungen
Mit Pêdra Costa
22. & 29. Juni: Ohne Anmeldung
23., 24., 25. & 26.06.: Anmeldung erforderlich unter info@galerie-im-turm.net
Jeweils zwischen 14-18 Uhr (EN/PT/ES)
Ausstellungsführung
Mit der Kuratorin Frances Breden
23. Juli, 19 Uhr (EN)
Lesekreis
Mit COVEN BERLIN
Die Termine werden später bekannt gegeben (EN)
Ausstellungsführung und Diskussion
Mit Frances Breden und Kunsthistorikerin & Religionswissenschaftlerin Celica Fitz
07. August, 19 Uhr (DE)
Finissage Performanceabend
Mit Alicia Agustín & houaïda, Sadie Lune
16. August 20 Uhr (EN)
Über die Künstler*in
Team
Kuration: Frances Breden
Ausstellungsdesign-Leitung: Carolina Redondo
Kuratorische Assistenz: Gina Ruhlandt
Grafikdesign-Leitung: Dani Hasrouni
Aufsichtsleitung: Daniela Schoepe
Rechercheassistenz: Estela Braun Carrasco
Aufbau-Team: Carlos Busquets & Felipe Monroy
DGS Einladungsvideo: Dana Cermane
Braille-Schrift Beschriftung: Medienzentrum Zeune-Schule
Leichte Sprache Korrekturlesung: Helen-Sophie Mayr
Unterstützung: Stéphane Bauer, Melina Gentner, Milena Leto, & Sofía Pfister
Gallery Invigilators: Dilara Buzoglu, Antonia Döß, Jennifer Fink, Josepha Holdenried, Lara Jablonski, Maximilian Kaiser, Tetiana Kornieieva, Luca Kramer, Hannah Papendieck, Polina Piddubna, Marlene Risse, Luise Sandberger, Laura Seif, & Fides Stürmann.
Zugänglichkeit-Informationen:
Informationen auf Deutscher Gebärdesprache: kommt bald
Informationen auf Leichter Sprache: kommt bald
Informationen über die Zugänglichkeit der Galerie: hier klicken
Es gibt einen Text auf Braille-Schrift in der Galerie.
Alle Videos in der Ausstellung haben englischen Ton mit deutschen Untertiteln.
Es sind Stühle mit Rückenlehne und Sitzsäcke vorhanden.
Die Veranstaltungen sind entweder auf englischen oder deutschen Lautsprache ohne Verdolmetschung. Jede Veranstaltung hat weitere Zugänglichkeit-Informationen.
Die Galerie im Turm ist eine Einrichtung des Bezirksamts Friedrichshain-Kreuzberg.